Martinsbuch

1793 legte der Martinsbucher Pfarrer Franz Xaver Prechtl ein „Hausbuch” seiner Pfarrei in 15 Bänden an. Akribisch genau führte er darin die einzelnen Anwesen seiner Pfarrgemeinde an, beschrieb, soweit Archivalien vorhanden waren, deren Besitzgeschichte und gab jeden Hof, selbst jedes „Leerhäusl”, naturgetreu im Bild wieder. Jede Illustration versah er noch mit einer Legende, die die einzelnen Gebäude, die Wiesen, Bäche etc. bezeichnete.

Seit dem Spätmittelalter waren in Martinsbuch (Landkreis Dingolfing-Landau) vier Anwesen, eine Schmiede als Ehaftgewerbe und der Pfarrhof belegt. Für das Jahr 1690 verzeichnete Prechtl 24 große und kleine Anwesen. Die Anlage des Dorfes entsprach einem Haufendorf. Für den Bau der Häuser verwendete man das reichlich zur Verfügung stehende Holz und errichtete diese in Blockbauweise. Die meisten Häuser des Dorfes waren mit Schindeln gedeckt, die man in den Wintermonaten meist selbst herstellte.

Für das ausgehende 18. Jahrhundert vermerkte Prechtl, dass die ersten Häuser „untermauert” wurden: Der Wohnteil des „Hofbauern” war gemauert und verputzt, und ebenso ließ der Wirt die Wohn- und Gaststube untermauern. Einige Ansichten zeigen verputzte und geweißte Bohlenwände, die so Ziegelmauerwerk vortäuschen sollen.

Der größte Baukomplex war der Pfarrhof: er bestand aus dem Wohnhaus mit Pferde- und Ochsenstall, einer Scheune für Getreide und Heu, Ställen für Kühe, Schweine, Schafe, Kälber und Hühner, Schupfen, Wasch- und Backhaus, Wagen-Remise und Getreidekasten sowie einem Holzschupfen.

Fast jedes Anwesen verfügte über einen abgesonderten, gemauerten Backofen, oft in Verbindung mit einem Waschkessel. Der zweite große Komplex war die „Hofmarkstaferne”, die 1600 erstmals genannt wurde. Neben Wohnräumen befanden sich in dem Gebäude zwei Gaststuben, ein Nebenstüberl und ein Tanzboden im Obergeschoß.

Weitere Ehaftbetriebe waren der Schmied (seit 1474 belegt) und der Bäcker (seit 1601 belegt). Seit 1601 gab es auch ein Wohnhaus des Amtmannes mit einem als „Keuche” bezeichneten Gefängnis.

Röhrenbrunnen besaßen der Pfarrhof, der „Hofbauer” und der Wirt, Schöpfbrunnen das Mesnerhaus und das „Berghäusl”. Hofgrundstücke, die innere Dorfflur, Baum- oder Obstgärten waren eingezäunt. Es gab einen Dorfbach, über den kleine Brücken führten, die Prechtl ebenfalls minutiös verzeichnete. Die Wege zwischen den Anwesen waren als „Prügelwege” angelegt.

(Literatur: Fritz MARKMILLER, Das niederbayerische Hofmarksdorf Martinsbuch im Jahr 1793. In: Bayerisches Jahrbuch für Volkskunde 1975, S. 76-106. – Bauern in Bayern. Von der Römerzeit bis zur Gegenwart. Herausgegeben von Michael Henker (= Veröffentlichungen zur Bayerischen Geschichte und Kultur 23, München 1992), S. 126-131 (mit Farbabb.).)